Driving home for Christmas,
trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist 23.55 Uhr am 23.12. und nun beende ich
nach Anna als Zweiter mein Auslandssemester in Shanghai und lasse das Land der
Mitte vorerst hinter mir. Komme ich wieder? Mit Sicherheit. China ist ein
unfassbar vielfältiges Land, das ich in meiner Zeit hier nur ansatzweise kennen
und verstehen gelernt habe. Von „dem China“ zu sprechen ist genauso falsch wie
die Annahme, dass alle Chinesen gleich aussehen. Dachte ich doch vor dem
Auslandsaufenthalt, das ich danach ein China-Kenner bin, muss ich mir nun
eingestehen, dass dies nicht der Fall ist. Mit Sicherheit kenne ich mich besser
aus als jemand der noch nie dort gewesen ist, aber um die Eigenarten der
Chinesen und die Funktionsweise des Staates verstehen zu können bedarf es zum
einen mehr als vier Monate und zum anderen mehr „Einsatz“. Trotz meiner
Vorsätze nicht – wie während meines
ersten Auslandssemesters in Spanien – die ganze Zeit von Internationalen
Studenten umgeben zu sein, lebte ich mit den anderen in einer europäischen, gar
deutschen, Blase. Die krasse Andersartigkeit des Landes angefangen bei der
gesprochenen und geschriebenen Sprache, bis hin zu Traditionen, Sitten oder
Verhaltensweisen die mir anfangs einfach zu fremd waren führten dazu, dass die
anderen und ich uns sehr schnell in der deutschen Blase wiedergefunden haben.
Es tat gut sich mit gleichgesinnten über dieses „komische“ Land zu unterhalten
und einzelne Aspekte zu diskutieren, doch leider schafften wir den „Absprung“
aus dieser Gruppe nicht mehr nachdem wir uns eingelebt haben. An dieser Stelle
möchte ich auch gar nicht von einem Kulturschock sprechen den wir erfahren
haben, sondern es war vielmehr Bequemlichkeit. Wenn man als 5er Gruppe bereits
anreist, die sich mehr oder weniger gut kennt und bereits ein Semester zusammen
vorbereitet worden ist, sind die Vorzeichen gleich ganz andere als wenn man
alleine oder zu zweit ist. Hinzu kommt die Fülle anderer deutscher
Austauschstudenten die dort waren. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass
die Kommunikation mit chinesischen Kommilitonen mehr als schwierig war. Da ich
nicht wirklich Chinesisch kann und die Chinesen nicht wirklich Englisch waren
die Vorzeichen mehr als schlecht. Natürlich gab es auch einige wenige
Ausnahmen.
Dennoch denke ich das die letzten
vier Monate sehr erfolgreich waren, auch wenn der akademische Mehrwert sich
vielleicht in Grenzen hält, habe ich viel über mich gelernt. Das wichtigste ist
vielleicht, dass ich auch ohne großartige Sprachkenntnisse in einem mir fremden
Land gut zurechtkommen kann, sowie das man Menschen und Kulturen so akzeptieren
muss wie sie sind. Auch wenn Chinesen Zentimeter lange Fingernägel haben,
ständige die Nase hochziehen, immer und überall hinrotzen, im Gehen auf dem
Ipad oder Smartphone Serien gucken oder Spiele spielen (deshalb auch einfach
stehenbleiben) oder aber sehr komische Dinge essen begegnen sie anderen
Menschen immer offen und herzlich. Es stecken eben auch nur Menschen hinter den
ganzen Stereotypen – die aber auch alle irgendwie bestätigt wurden J .
Was bleibt sind unvergesslicher
Erinnerungen an eine mega gute Zeit in einer Stadt die wahrlich nie schläft,
Reisen in wunderbare Städte und Regionen mit atemberaubenden Szenarien und
nicht zuletzt waren es die Menschen um mich rum, die es zu dem gemacht haben
was es war – allen voran natürlich die beste WG Shanghais.
Bald schon geht es in das nächste
Abenteuer, doch vorerst stehen mir ein paar „ruhige“ Tage zuhause bevor.
Familie, Freunde und Nele – I’m on my way.
In diesem Sinne ist dieses
Kapitel zu SH abgeschrieben. Ob es das letzte Kapitel war wird sich zeigen.
Life is a journey.
Zaijian & „Tsche – Tsche“
(Xie Xie) Zhongguo.