in dem Moment in dem ich diesen Eintrag schreibe, befinde
ich mich gerade im Linienbus auf der 90 minütigen Fahrt vom Tongji-Jiading
Campus zum Siping Hauptcampus. Der Bus ist brechend voll und die Luft zum
zerschneiden – hätte ich Deo und Kaugummis dabei, würde ich eine Lokalrunde
schmeißen. Körperpflege ist hier ein sehr kritisches Thema, aber dazu verfasse
ich irgendwann mal einen eigenen Post. Mir gegenüber sitzt eine ältere Dame die
offensichtlich noch nie einen Westler gesehen hat und lächelt mich mit ihren
vier verblieben Zähnen ganz unverfänglich an. Angemerkt sei, dass ich
bekanntlich nicht dem Prototypen des Westlers entspreche. Doch kommen wir zum
wirklich Interessanten.
The First Night
Am vergangenen Donnerstag war es endlich soweit – es ging
auf nach Peking in die Hauptstadt des Landes welches die Heimat für 1,3
Milliarden Menschen ist. Das Leben von knapp 1/7 der Weltbevölkerung wird aus
dieser Stadt gesteuert. Voller Vorfreude ging es am Donnerstag – natürlich ganz
vorbildlich – erst nach der Vorlesung los. Da es preislich keinen nennenswerten
unterschied gemacht hätte, ob wir fliegen oder mit der Bahn fahren, haben wir
uns unterm dem Zeitaspekt für den Flug entschieden. Mit China Southern Airlines
ging es also mit 90 Minuten Verspätung nach Peking, wo wir dementsprechend
leider die letzte Metro verpasst haben und mit einem Bus in die Innenstadt
sind. Der erste Eindruck von Peking war leider schlecht, denn während wir
ordentlich in der Warteschlange des Busses warteten, haben sich sämtliche
Chinesen vorgedrängelt als der Bus vorfuhr. Gedankenschnell hat Anna dann
einfach das Band der Warteschlange abgemacht, woraufhin eine Chaos ähnliche Traubenbildung
um den Eingang des Busses, uns eine bessere Ausgangsposition beschafft hat. Um
1:30 sind wir dann endlich nach einer langen Reise im Lucky Family Hostel
angekommen. Die Freude währte dann genau bis zu dem Moment an dem ich anfangen
wollte zu schlafen. Unser 6er Dorm glich nämlich leider einer Höhle aus
„Schnarchern“, bestehend aus dem „Bären“, dem „Schläger“ und der „Stillen“. Der
Bär glich in seiner Optik im wahrsten Sinne des Wortes ebenselbigem. Der
Schläger hatte einen Gips um seine Nase. Ich vermute bis heute, das ein
vorheriger Gast des Hostels so genervt war von seinem Schnarchen, dass er ihm
Nachts einfach einen auf die Nase gegeben hat. Die Stille - hat zum Glück in
dem Bett unter mir geschlafen und verhältnismäßig leise geschnarcht. Nichts
desto trotz, hat das unrhythmische Schnarchen der anderen drei
Dormbewohner/innen und die Musik von Sinas MP3 Player mit dem sie versuchte das
Schnarchen zu übertönen, die Nacht zu einer sehr kurzen gemacht. Ich war
froh, dass wir am nächsten Morgen schon vor 8 Uhr das Hostel verlassen haben um
zur Great Wall zu fahren.
Great Wall
Die Fahrt zur Großen Mauer war recht angenehm, wir sind
zunächst mit einem Bus in das, der Mauer am nächsten Dorf gefahren und mussten
von dort aus eine Taxi nehmen, welches uns dann nach Mutianyu gebracht hat.
Dieses Mauerstück ist 8 km lang und eines der schönsten und ca. 70 km von Peking
entfernt. Aufgrund der relativ großen Entfernung ist es touristisch weniger
besucht als manch anderes Stück. Glücklicherweise hatten wir strahlenden Sonnenschein
und angenehme 24°C, sodass wir uns 2 Stunden lang in Ruhe umgucken konnten. Auf der Rückfahrt hatten wir etwas Pech, denn
wir erwischten den normalen Linienbus und nicht wie auf der Hinfahrt die
Express Variante. Deshalb dauerte die Rückfahrt dann auch 2,5 Stunden statt
einer. Den Abend haben wir dann ganz gemütlich an einem nah gelegenen See
ausklingen lassen. Zum Glück waren der Bär und der Schläger bereits abgereist und wir konnten eine
recht ruhige Nacht verbringen. Hier mal ein paar Impressionen :)
Aufgrund unserer späten Ankunftszeit in Beijing sind wir dann erstmal zurück ins Hostel bevor wir am Abend dann noch eine Runde über dein berühmten Pekinger Night-Market sind. Dort gibt es eine Auswahl an Delikatessen, die auf de Welt ihres gleichen suchen.
Was man leider nicht sieht - die Skorpione leben noch, wurden als lebendig aufgespießt. |
Jemand große Skorpione, Seesterne oder Riesenraupen? |
Dann doch lieber Früchte in Zucker... |
Am nächsten Morgen ging es dann erneut recht früh raus, denn
wir hatten wieder ein straffes Sightseeing Programm auf dem Plan. Da wir nicht
auf die Metro oder Taxen angewiesen sein wollten, haben wir uns am Hostel für
20 Kuai den ganzen Tag ein Fahrrad gemietet.
Exkurs: Taxifahrer in Peking
An dieser Stelle muss ich einmal das moralische
Fehlverhalten der Pekinger Taxifahrer hinweisen. Am ersten Abend haben wir von
der Metrostation an der uns der Flughafenbus abgesetzt hat ein Taxi zu unserem
Hostel genommen. Unsere Taxifahrt endete vor einer Gasse eines Hutongs mit dem
Hinweis „Daole = angekommen“. Ungläubig stiegen wir aus und sind noch einige
Minuten ziellos durch dunkle und verworrene Hutongs geirrt, bevor wir letztendlich
das Hostel gefunden haben.
Am zweiten Tag wollten wir, von unserem Mauer Trip und der
elendig langen Rückfahrt, unbedingt das gute Wetter nutzen, um von einem Berg
den Sonnenuntergang über Peking zu genießen. Die Zeit war knapp und der Weg
etwas zu weit zu laufen. Es wären lediglich 3 Metrostationen gewesen, aber da
auch kurze Strecken in China eine halbe Ewigkeit dauern, wollten wir mit dem
Taxi zu dem sog. Kohleberg. Leider hat sich jeder Taxifahrer geweigert nach dem
Taxameter zu fahren, sondern wollte viel lieber einen Festpreis aushandeln,
denn dies sei günstiger weil die Straßen voll wären und die Fahrt mit dem
Taxometer dann teurer gewesen wäre. Wir entschieden uns dann gegen die
Taxifahrt für 200 RMB ~ 25 EUR, denn Taxi fahren kostet eigentlich kaum über 3
EUR. Interessant war auch, dass einige Taxifahrer sich geweigert haben uns zu
fahren, unabhängig von dem Fahrziel wurde uns die Mitfahrt mehrmals verweigert.
Ergo, Taxi fahren in Shanghai ist um einiges angenehmer und leichter. Hier
musste ich noch nie länger als eine Minute auf ein Taxi warten und mir keine
Gedanken über den Preis machen.
Edit: Ein kleiner Vorgriff auf den nächsten Post. In Shanghai mussten wir neulich 301 RMB für eine Taxifahrt vom Flughafen nach Hause zahlen. Obwohl das Taxameter eingeschaltet war glaube ich, dass wir da ordentlich über den Tisch gezogen worden sind.
Exploring Beijing by Bike
Mit dem Fahrrad haben wir uns dann zunächst auf den Weg zum
Trommel- und Glockenturm gemacht. Wir hatten Glück, dass wir am Trommelturm
passend zu einer Vorführung der Jahrhunderte alten Trommeln gekommen sind. Ich
hoffe das Video ermöglicht euch einen kleinen Einblick in die wirklich
beeindruckende Show. Der Glockenturm, welcher dem Trommelturm genau gegenüber
liegt, war dann leider weniger spektakulär, weshalb es recht zügig in Richtung
Verbotene Stadt ging.
Über die Verbotene Stadt könnte ich Seite um Seite
schreiben, den besten Eindruck gewinnt ihr aber über Fotos, deshalb spare ich
mir das ausgiebige Beschreiben.
Unsere sehr bequemen Fahrräder |
Eingang zur Verbotenen Stadt |
Hinter mir das Tor der |
Blick auf einen Teil der Verbotenen Stadt |
Nachdem wir uns 4 Stunden in der Verbotenen Stadt
aufgehalten haben, haben wir uns auf dem Weg zum Himmelstempel gemacht, der uns alle jedoch etwas enttäuscht hat. Nach einem Sightseeing-Spurt durch die Tempelanlage sind wir
dann passend zum Sonnenuntergang zum Kohleberg. Von dort hatte man einen super
Blick auf die Verbotene Stadt und einen Großteil von Peking.
Toller Blick auf die Verbotene Stadt und bunte Hosen |
Den Abend ausklingen lassen haben wir zusammen mit den ASBE-Studenten aus Peking. Wir haben zusammen in einem super Restaurant Peking-Ente probiert und noch viele andere leckere Sachen. Am letzten Tag ging es dann morgens noch zum Sommerpalast der sich etwas außerhalb von Peking befindet. Das Wetter war leider nicht mehr so gut wie die Tage zuvor, deshalb haben wir uns auch nicht so lange dort aufgehalten. Zudem war es Sonntag und deshalb viele Menschen unterwegs.
Ausblick vom höchsten Punkt |
Schön Grünanalge |
Fotografieren verboten?! |
Nochmehr "Grün" |
Vom Sommerpalast ging es dann zurück in die Innenstadt auf den Tian'anmen Platz von dem aus man zur Verbotenen Stadt gelant, zum Gebäude des Nationalen Volkskongresses und dem Regierungsgebäude. In der Mitte des Platzes steht ein riesiger Blumentopf - warum auch immer :)
Sina und ich vor der Blume |
Am Abend ging es dann zurück nach Shanghai. Das Wochenende in Peking war anstrengend und stressig aber dennoch super schön. Wir haben viel gesehen und hatten zum Glück auch größtenteils gutes Wetter. Zu guter Letzt noch ein paar Schnappschüsse von dem Wochenende
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